feuerwehr-fahrzeuge | zur Startseite feuerwehr-fahrzeuge | zur Startseite

Fakten

Einsätze 2024: 51
Einsätze 2023: 229

Einsätze 2022: 261

Mitglieder der Einsatzabteilung: 91

Veranstaltungen

Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Gründungsinformationen

ERARBEITET VON RALF QUIETMEIER ANLÄSSLICH DES 100. JUBILÄUMS DES KFW-VERBANDES IM JAHRE 2010

Freiwillige Turner-Feuerwehr Walsrode

Gegr. 1871 (1880)

Die Entstehungsgeschichte der Freiwilligen (Turner-) Feuerwehr Walsrode ist anders verlaufen, als man bisher gewusst hat. Aus diesem Grund widmet der Verfasser der Entstehungsgeschichte dieser Feuerwehr einen breiteren Raum als den anderen „ersten“ freiwilligen Feuerwehren im Landkreis. Außerdem kann man dieser Historie entnehmen, warum man damals freiwillige Feuerwehren gründete und mit welchen Schwierigkeiten die Männer der ersten Stunden damals zu kämpfen hatten, um ihr Ziel zu erreichen, gemeinnützig Hilfe zu leisten.

Seit Mai 1928 galt die Freiwillige Turner-Feuerwehr Walsrode als die älteste Feuerwehr im Kreis Fallingbostel. Am 16. Mai 1928 hatte Landrat Rotberg auf dem 9. Kreisfeuerwehrtag in Rethem (Aller) die Freiwillige Feuerwehr Rethem, die an diesem Tag ihr 50jähriges Jubiläum feierte, als die älteste Freiwillige Feuerwehr im Kreis Fallingbostel bezeichnet. (Siehe dazu auch Seite 169 im Kapitel VII Der Kreis-Feuerwehr-Verband Fallingbostel) So stand es dann auch in der Walsroder-Zeitung (WZ). Wenige Tage später erschien ein Leserbrief von B.K. – W. (vermutlich: Bürgermeister Kammerer –Walsrode) in der WZ, der dieser Aussage des Landrates widersprach und darauf verwies, dass die Freiwillige Turner-Feuerwehr Walsrode die älteste Freiwillige Feuerwehr im Kreis Fallingbostel sei. Gründungsdatum sei der 26. Januar 1871 gewesen.

Wenn man dazu nur ins Archiv der Stadt Walsrode schaut, könnte dies so sein. Schaut man aber auch in die Akten im Niedersächsischen Landesarchiv in Hannover und in die alten Ausgaben der Walsroder-Zeitung, ergibt sich etwas ganz anderes. Doch der Reihe nach. Zunächst zu dem bisher bekannten aus dem Walsroder Stadtarchiv. Man findet dort die ACTA betr. Die beantragte Errichtung einer Turner-Feuerwehr 1870 (Anmerkung des Verfassers: in dieser Akte befinden sich die Dokumente über eine „beantragte Errichtung einer Turner-Feuerwehr“, also nicht die Errichtung einer solchen). Die Akte enthält das Originalschreiben von Ferdinand  Brammer an den Magistrat der Stadt Walsrode vom 28. Januar 1871 und eine nicht datierte mit Schreibmaschine gefertigte Abschrift, die somit jünger ist und aus dem Jahr 1928 stammen könnte.

Und damit taucht die Freiwillige Turner-Feuerwehr Walsrode erstmals in der nunmehr gültigen Feuerlösch-Ordnung der Stadt Walsrode vom 15. April 1887 auf.

Wann kam es nun zur Gründung? Im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv in Hannover gibt es eine Akte über die „Freiwillige Turner-Feuerwehr Walsrode“, die ausführlich über die ersten Jahre dieser Wehr Auskunft gibt. Es beginnt mit einem Brief des Vorstandes des Männer-Turnvereins zu Walsrode vom 23. Februar 1880:

Walsrode, den 23. Februar 1880

An den königl. Kreishauptman, Herrn Geh. Regierungsrath Hoppenstedt Hochwohlgeboren, Fallingbostel.

Der hiesige Männer-Turn-Verein hat in seiner letzten Generalversammlung den Beschluß gefasst eine „Turner-Feuerwehr“ zu errichten und erlaubt sich der unterzeichnete Vorstand in der Anlage die entworfenen Statuten Euer Hochwohlgeboren zur Genehmigung gehorsamst vorzulegen.

Durch Errichtung eines solchen Instituts glaubt der Verein den Wünschen vieler Einwohner hiesiger Stadt nachzukommen und es ist gewiß nicht zu verkennen, daß es von sehr großer Wichtigkeit für die hiesige Stadt und dazu nächste Umgebung sein wird. Wir sind uns aber auch wohl bewusst, daß bedeutende Mittel uns zu Gebote stehen müssen, wenn die Feuerwehr tüchtig und leistungsfähig sein soll. In erster Linie ist eine leicht zu bedienende doch dabei sehr leistungsfähige Spritze, wie man solche jetzt auf das Vollkommendste findet, die ganz und gar unabhängig von dem städtischen Anbringer arbeiten kann, derhand nöthig. Es wurde uns wahrscheinlich gemacht, daß man uns gewiß gern eine der städtischen Spritzen oder auch wohl die Amtsspritze zur Verfügung stellen würde. Wir haben uns indessen überzeugt, daß jede dieser Spritzen für uns zu schwer und nicht wirksam genug ist.

In der Generalversammlung des Vereins wurden deshalb diese Vorschläge gleich von der Hand gewiesen und beschlossen, die Feuerwehr in Wirklichkeit nur dann zu errichten wenn wir Aussicht haben die nöthigen Mittel zur Anschaffung und Unterhaltung einer neuen Spritze nebst Zubehör zu bekommen(Hervorhebung vom Verfasser) Dieses ist nun allerdings seitens des Magistrats hiesiger Stadt sowie einiger Feuerversicherungsanstalten geschehen, doch mit dem Hinweise, daß das Corps der Feuerwehr erst in Wirklichkeit da sein müsse. Um dieses zu erreichen haben wir Statuten entworfen, die, wenn sie genehmigt sind, die Existenz der Feuerwehr bezeugen. Ein Nichterreichen unserer Hoffnungen würde eine Auflösung des Corps zur Folge haben.

Nach Genehmigung der Statuten beabsichtigen wir eine Sammlung bei der hiesigen Einwohnerschaft vorzunehmen und bitten wir Euer Hochwohlgeboren gehorsamst die Erlaubnis dazu ertheilen zu wollen.

Indem wir die Erfüllung unserer Bitte gehorsamst entgegensehen sind wir der Hoffnung, daß Euer Hochwohlgeboren uns Ihre Unterstützung zu unserem Vorhaben nicht versagen werden und nach Möglichkeit uns helfen das Unternehmen lebensfähig zu gestalten.

Ganz gehorsamst, der Vorstand des Männer Turnvereins zu Walsrode

 

Anscheinend bedurfte es nur noch der Genehmigung der Statuten durch den königlichen Kreishauptmann, die dem Schreiben beigefügt waren:

Anhang zu den Grundgesetzen des Männer-Turn-Vereins zu Walsrode vom

  1. März 1879

1- Aus den Mitgliedern des Männer-Turn-Vereins hat sich am 10. Januar 1880 eine Turner-Feuerwehr gebildet, die den Zweck hat durch häufige Uebung bei militärischer Disciplin sich die Gewandheit, den Muth und die Ruhe anzueignen, welche nöthig sind bei Feuersgefahr durch rasche und zweckmäßige Hülfe wirken zu können.

Sie verpflichtet sich nicht zur Uebernahme des Ablöschens und der Bewachung der Brandstätte.

2 - Sämtliche activa Mitglieder des Turnvereins sind verpflichtet der Feuerwehr anzugehören.

Der monatliche Beitrag wird für jedes Mitglied des Turnvereins um zehn Pfennige erhöht.

Dieser Anhang zu den Grundgesetzen des Turnvereins umfasste 7 Paragraphen. Dazu gehörte ferner das

Dienstreglement der Turner-Feuerwehr zu Walsrode

Diese Vorschriften regelten in weiteren zwölf Paragraphen den inneren Dienst der Feuerwehr. Abschließend heißt es dort:

Vorstehende Gesetze und Bestimmungen sind in der Generalversammlung vom

  1. Januar 1880 berathen und angenommen.

Der Vorstand des Männer-Turnvereins zu Walsrode

Damit dürfte dies das Gründungsprotokoll der (Freiwilligen) Turner-Feuerwehr Walsrode sein. Das Wort „Freiwillige“ hat der Verfasser noch in Klammern gesetzt, da es zunächst nur Turner-Feuerwehr hieß. Der Eintritt in den Turnverein war zwar freiwillig, doch als aktives Mitglied des Vereins musste man auch in der Feuerwehr sein.

Doch dauerte es immer noch einige Monate, denn auch diesmal war der Magistrat der Stadt Walsrode nicht ganz auf Seiten der Turner. In einer Stellungnahme an den königlichen Kreishauptmann vom 21. März 1880 hat man nichts gegen Einrichtung eines derartigen Instituts zu erwidern, bezüglich der Mittel sind wir nicht in der Lage Zuschuß aus der Cämmereikasse zu gewähren.

Und so ging es zwischen Männer-Turnverein und Kreishaushauptmann auf der einen und Magistrat und Kreishauptmann auf der anderen Seite hin und her. Streitpunkt waren wieder die Spritzen. Der königliche Kreishauptmann lud die „Streithähne“ letztendlich zu einer „Verhandlung“ für Freitag, den 21. Mai 1880 um 11 Uhr ins Rathhaus in Walsrode ein. Beide Seiten sagten im Ergebnis dieser Verhandlung zu, sich weiterhin untereinander ins Benehmen zu setzen und zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen.

Am 24. Juni 1880 schrieb der Vorstand des Männer-Turnvereins:

An den königlichen Kreishauptmann, Herrn Geheimen Regierungsrat, Hoppenstedt, Hochwohlgeboren,Fallingbostel

Betrifft: Turner-Feuerwehr

Euer Hochwohlgeboren Erlauben wir uns gehorsamst anzuzeigen, daß der hiesige Männer-Turnverein beabsichtigt, angeregt durch das Beispiel vieler anderer kleiner Städte und Ortschaften, in der Stadt Walsrode eine freiwillige Turnerfeuerwehr zu erreichten. Es wird dadurch einen langgehegten Bedürfnis abgeholfen werden, denn wenn auch die hiesigen städtischen Löschanstalten bislang sich wohl als ausreichend erwiesen haben, so wird Euer Hochwohlgeboren bekannt sein, daß bei Feuergefahr günstige Zeit- und Witterungsverhältnisse die größte Rolle immer gespielt haben. Daß dieses nicht immer wieder der Fall sein wird, und daß auf einer raschen kräftigen Hülfe, ausgeführt von einer gut organisierten, mit den meisten und besten Löschanstalten ausgerüsteten Feuerwehr, mehr zu verlassen ist, wie auf Zufälligkeiten, werden Sie uns gewiß beipflichten.

Unser Verein besteht aus etwa 50 active und 35 passive Mitglieder, und es ist Aussicht vorhanden, daß die Mitgliedschaft sich in Folge Einrichtung der Feuerwehr bald auf 100 steigen wird.

Wie Euer Hochwohlgeboren aus den anliegenden Statuten ersehen, ist jedes active Mitglied verpflichtet der Feuerwehr anzugehören, die passiven sind solches freilich nicht, doch sind wir überzeugt, daß der größere Theil beitritt, schon dadurch weil jeder, der der Turner-Feuerwehr angehört, von jeden Dienst bei den städtischen Löschanstalten entbunden ist.

Es unterliegt also keinen Zweifel, daß es an Mannschaften nicht fehlen wird und es wird auch keinem an Lust und Liebe zur Sache fehlen.

Dasjenige aber was uns sehr fehlt und ohne welches wir nie unser Ziel erreichen können, sind die nöthigen sehr bedeutenden Geldmittel. Wir gebrauchen mindestens eine Spritze mit Anbringer, die auf Entfernung bis zu 400 Meter (un(ohn-)gefähr der größten Entfernung vom Wasser zum Brandplatz) Wasser herbeischaft, ferner die nöthigen Ausrüstungs- und Bewaffnungsstücke u. f. m., welches doch mindestens einen Werth von 2500 M. haben wird. Die städtischen Collegien haben uns eine Beihülfe von 400 M. bewilligt, es bleibt also noch ein bedeutendes zurück. Wir hoffen nun die verschiedenen Feuerversicherungsgesellschaften die in hiesiger Stadt und Umgegend vertreten sind, werden gern bereit sein uns in unserem Unternehmen zu unterstützen, der das Zustandekommen desselben ja für sie nur von größtem Interesse sein kann. Wir bitten nun gehorsamst:

Euer Hochwohlgeboren wollen auch der Landschaftskasse zu Lüneburg, die wie wir gehört haben ja gern solch nützliche Unternehmungen ihre Hülfe angedeihen lässt unser Unternehmen warm empfehlen, damit auch sie uns eine Unterstützung in Aussicht stellen möchte.

Ganz gehorsamst der Vorstand des Männer-Turnvereins Walsrode

Danach ging es dann anscheinend erst einmal voran. Nachdem am 7. Dezember 1881 der „Anhang zu den Grundgesetzen des Männer-Turnvereins vom 1. Mai 1879“ im Allgemeinen Anzeiger veröffentlicht wurde, stellte der Kreishauptmann Abweichungen von der am 24. Juni 1880 vorgelegten Fassung im § 3 fest und forderte den Verein zu einer Stellungnahme auf. Das Antwortschreiben vom 26. Dezember 1881 zeigt zum einen, in welch schwierigem Verhältnis die Turnerfeuerwehr zum Magistrat der Stadt Walsrode stand und zum anderen aber auch, warum es zur Gründung der Freiwilligen Turner-Feuerwehr kam. Das war sicherlich nicht nur in Walsrode so, sondern vermutlich auch andernorts.

Euer Hochwohlgeboren

Erlauben wir uns auf das Höchstgefällige Schreiben vom 7. d. M. ganz gehorsamst folgendes zu berichten:

Es lag wohl nicht in unserer Absicht bei Aufstellung des fraglichen Schlußsatzes in § 3 unserer neu entworfenen Feuerwehrstatuten den Mitgliedern Ungehorsam gegen Polizeibehörde und Branddirectorium zur Pflicht zu machen, da wir als selbstverständlich voraussetzten, daß der Commandeur der Feuerwehr nicht nur die Anordnungen des Branddirectors entgegen zu nehmen, sondern denselben auch Folge zu leisten hat, und daß ein solcher Befehl nur dem Commandeur, nicht aber den diesem untergeordneten Zugführern oder gar den einzelnen Mannschaften zugehen würde.

Wir sind indessen zu der Einsicht gekommen, daß das jetzige Statut sowenig wie das erstere uns keine directe Verpflichtung für das Branddirectorium auferlegt, daher nach der Feuerlöschordnung vom 3. März 1859 und nach § 360, ia des Strafgesetzbuches jedes einzelne Mitglied verpflichtet ist.

Da nur Eurer Hochwohlgeboren uns gütigst anheimgeben, eine Aenderung herbeizuführen, sodaß die bestehenden Gesetze nicht verletzt wurden, so erlauben wir uns in Nachfolgendem den Versuch dazu zu machen, und bitten Hochdenselben ganz gehorsamst uns behilflich sein zu wollen, damit wir das Richtige treffen möchten.

Die bislang in hiesiger Stadt bestehenden Anordnungen im Fall einer Feuersbrunst und hauptsächlich, daß dabei der Eine ununterbrochen zur Arbeit angehalten werden konnte, dagegen der Andere den müßigen Zuschauer spielte, gab die Veranlassung zur Gründung unserer Feuerwehr; tüchtig geschult unter einheitlicher Führung sollte sie eingreifen im Falle der Gefahr. Bei den letzten Brandunglücken in hiesiger Stadt ist es bewiesen, daß eine kleine, eingeübte disciplinierte Schaar, ausgerüstet mit vortrefflichen Geräthen, mehr vermag wie ein großer Haufen zügelloser ungehorsamer Menschen. (Hervorhebung durch den Verfasser)

Wenn aber nun unter allen Umständen der Bürgermeister oder dessen Stellvertreter als vorläufiger Branddirector oder ein Gendarm oder Rathsdiener ohne Weiteres jeden einzelnen Feuerwehrmann einen Befehl ertheilen kann, wenn also ohne daß der Commandeur Kenntnis davon erhält Andere über seine Leute verfügen, so wird es doch gewiß für diesen unmöglich werden die Operation zu leiten u. Zucht und Ordnung aufrecht zu erhalten. Die Basis, der das Corps seine Entstehung verdankt, würde dadurch tief erschüttert und das Fortbestehen des Corps sehr in Frage gestellt werden.

Wir fühlen mit Euer Hochwohlgeboren jetzt sehr wohl heraus, daß dieser fragliche Schlußsatz besser einen Platz in dem Statut nicht gefunden hätte und daß sich vielleicht die Sache in angemessener Weise von selbst gemacht (= geregelt, Anmerkung des Verfassers) haben würde. Wir hätten klüger gethan denselben nicht in den Statuten sondern vielleicht nur in dem Dienstreglement aufzunehmen.

Da nun aber der Magistrat besonders darauf aufmerksam gemacht worden und es uns kein Geheimnis ist, daß derselbe keine Sympathien für unser Institut hegt; so dürfen wir wohl mit Sicherheit voraussetzen, daß bei einem Brandfalle dasselbe eine ungünstige wenn nicht untergeordnete ja lächerliche Stellung einnimmt.

Schwerlich wird jetzt der provisorische Branddirektor mit dem Commandeur der Feuerwehr über die zu treffenden Maßnahmen zu verhandeln sich herablassen noch viel weniger wird er demselben von seiner etwaigen Vertretung benachrichtigen. In diesem Falle würden die Mannschaften jedoch ferner vom Magistrate zu gehorsam verpflichtet sein. Der Commandeur der Feuerwehr würde dann doch eine zu klägliche Rolle spielen und es würde sich gewiß keiner finden, dem eine solche passen würde.

Wir wollen nicht unterlassen einen beim letzten Brande vorgekommenen Fall zu erwähnen:

Als das schaulustige Publikum die Feuerwehr sehr im Operieren hinderte(,) befahl der Bürgermeister dem selben Raum zu geben; als dieses nun nach wiederholter Aufforderung nicht geschah(,) gab der Bürgermeister unserm einen Rohrführer den Befehl den Strahl gegen das Publikum zu werfen. Der Mann wollte anfangs nicht gehorchen, thut falsches(,) aber als ihm der Befehl wiederholt wurde, was zur Folge hatte, daß der entsetzte Haufen sich wüthend auf ihn stürzte und ihn ernstlich gefährdete.

Wäre es Nachtzeit gewesen, so hätte uns dieser Fall sehr üble Folgen bereiten können, und die Polizei wäre nicht im Stande gewesen uns zu beschützen.

Um einen ähnlichen Fall vorzubringen, und daß die Mannschaft sich nicht an den Befehlen oder Rathschlägen von Unberufenen – denn die Meisten möchten nur befehlen – kehren sollen, verfassten wir den fraglichen Satz.

Da uns derselbe jedoch nur mit dem Gesetze in Conflikt bringt, wenn der vorletzte Satz im § 3 so bestehen bleibt, so wäre das vielleicht nicht der Fall, wenn solcher dahin abgeändert würde:

„Der Hauptmann steht im Feuerdienst unter dem Befehl des Branddirectors.“

Hierdurch würde eine unbedingte Verpflichtung des ganzen Corps für das Branddirectorium und die Polizeibehörde – welcher letztere ja in besonderen Fällen jeder unbedingt zu gehorchen hat - bestehen.

Sollte etwa wider Erwarten der Hauptmann einen gegeben Befehl des Branddirectors nicht ausführen wollen, weil die Handlung gegen seine Ueberzeugung ist, so wird er das Commando niederlegen und dem Branddirector übergeben.

Indem wir glauben, daß auf diese Weise die Sache wieder in Ordnung gebracht werden könnte, bitten wir Euer Hochwohlgeboren gehorsamst um die Entscheidung.

Ganz gehorsamst der Vorstand des Männer-Turn-Vereins Walsrode

Dass die Freiwillige Turner-Feuerwehr Walsrode am 10. Januar 1880 gegründet wurde, geht auch aus den Zeitungen hervor. Denn in den Zeitungen der damaligen Zeit ist vor dem 25. November 1879 nichts über die Freiwillige Turner-Feuerwehr Walsrode zu finden. Auch nicht, wenn über Brände in der Stadt berichtet wurde.

Am 22. November 1879 gibt es einen ersten Hinweis im Walsroder Wochenblatt, dem Vorläufer der Walsroder Zeitung. An diesem Tag wird eine Anzeige des Männer-Turnvereins Walsrode veröffentlicht, mit der zur Generalversammlung am 26. November 1879 eingeladen wird. Als Tagesordnungspunkt 1 ist die Besprechung über eine zu errichtende Turner-Feuerwehr vorgesehen. Über diese Versammlung berichtete das Wochenblatt eine Woche später:

Walsrode, 29. November. In der am letzten Mittwoch stattgehabten Versammlung des hiesigen Männer-Turnvereins wurde u. a. auch die Errichtung einer Turner-Feuerwehr beschlossen, sobald die Mittel zu Anschaffung einer Spritze vorhanden. Es wurde zunächst ein Ausschuß von 5 Mitgliedern gewählt, der das Weitere in dieser Sache veranlassen wird. – Dieser Beschluß wird hier allgemein mit Freuden begrüßt und steht zu hoffen, daß die Stadt und ihre Bürgerschaft in erster Reihe aber die Versicherungs-Gesellschaften durch thatkräftige Unterstützung das segensreiche Unternehmen recht bald lebensfähig machen.

Eine weitere Anzeige des Turnvereins erschien Anfang Januar 1880, mit der wieder zu einer General-Versammlung am Samstag, den 10. Januar 1880 in Gebhardt`schen Locale eingeladen wurde. Unter dem Tagesordnungspunkt 1 war die Beratung der Feuerwehrstatuten angesetzt. Über diese Versammlung wurde in der Zeitung allerdings nicht berichtet.

Erst am 10. August 1880 berichtete das Walsroder Wochenblatt wieder über die Turner-Feuerwehr:

In der am Sonnabend stattgehabten Versammlung des hiesigen Männerturnvereins wurde vom Vorstande die Mittheilung gemacht, daß der Kauf einer Spritze mit der Firma Tiedow in Hannover abgeschlossen. Die Spritze kostet incl. der hier nöthigen Schläuche 1600 Mark und wird Mitte September geliefert. Nach dieser Mittheilung erfolgte die Wahl der für die Feuerwehr nöthigen ersten Chargen und wurde Zimmermeister Ed. Engehausen zum Commandeur, Sattlermeister Holste zum Spritzenzugführer und Gärtner Frecke zum Steigerzugführer gewählt.

Am 3. Oktober 1880 wurde die neue Spritze auf dem Jul. Müller`schen Hofe öffentlich ausprobiert. Fernbleiben der Wehrmitglieder wurde nach § 11 des Dienstreglements geahndet. Die Spritze wurde vorläufig in Räumen des Gastwirts J. Müller untergebracht, bis ein anderer passender Ort gefunden wurde.

Am 17. Oktober 1880 fand die Uniformierung (Einkleidung) statt. Aus dem Bericht des Walsroder Wochenblattes erfahren wir, wie die Uniform ausgesehen hat:

Walsrode, 18. October 1880. Am verflossenen Sonntag fand im Jul. Müllerschen Saale die Uniformierung der hiesigen Feuerwehr statt. Die Uniform, die aus einer dunkelgrünen Joppe mit gelben Knöpfen, schwarzen ledernen Helm mit Schild, und einem breiten Leibgurt besteht, scheint recht praktisch und ist nebenbei kleidsam.

Im Ganzen zählt die Feuerwehr etwa 50 junge, rüstige und größtentheils gewandte Leute zu ihren Mitgliedern. Die Zahl wird voraussichtlich jedoch bald steigen, denn außer den hier noch weilenden und zu Feuerwehrmännern sich qualificirenden Fremden, werden die bis jetzt noch dem Verein ferngebliebenen hiesigen Bürgersöhne es nicht unterlassen, einem Institut beizutreten, welches es sich zur Aufgabe gemacht, Leben und Hab und Gut ihrer Angehörigen gegen Feuerschaden zu schützen. Nachdem die Spritze, Requisiten u.s.w. beschafft, sind die Hauptschwierigkeiten, welche sich der Errichtung einer Feuerwehr entgegenstellten, überwunden und es bedarf nur noch einiger ernster Uebungen, um bei einem etwa eintretenden Brande thätig zu sein.

So wie die Uniform der Freiwilligen Turner-Feuerwehr aussah, dürften auch die Uniformen der anderen Freiwilligen Feuerwehr im heutigen Landkreis Soltau-Fallingbostel ausgesehen haben. Kleinere Abweichungen sind denkbar.

Aus den nun fortlaufend erscheinenden Anzeigen des Turnvereins in der Zeitung ist der Aufbau der neuen Wehr recht gut zu verfolgen. Ebenso wurden die Mitglieder per Zeitungsanzeige zur Teilnahme an den Übungen aufgerufen. Allerdings wurde nicht über jede Veranstaltung in der Zeitung berichtet. Aber es gab auch ausführliche Berichte, so z. B. im März 1881, als die Wehr zur Anschaffung von Feuerlöschgeräten eine Lotterie veranstaltete. Diese Lotterie musste zuvor vom Oberpräsidenten genehmigt werden. Hier ein Auszug aus dem Zeitungsbericht:

(…) …die Gründung und das fernere Gedeihen der Feuerwehr ist für die hiesige Stadt und deren nächster Umgebung doch ohne Zweifel von sehr großer Bedeutung. Leider vermögen viele Einwohner dieses immer noch nicht einzusehen und haben die Mitglieder und namentlich der Vorstand manches Vorurtheil zu bekämpfen und daher viel Unangenehmes zu ertragen. Es ist daher die Pflicht eines jeden frei denkenden Einwohners, das uneigennützige Unternehmen des Turn-Vereins, die Gründung einer Feuerwehr in jeder Beziehung nach Kräften zu unterstützen, da dasselbe nicht etwa das Hervorthun des Turn-Vereins bezweckt, wie Viele irrthümlich glauben, sondern einem wirklich gefühlten Mangel abhelfen will und zwar auf Kosten von Geld, Zeit und Gefahr für Leib und Leben seiner Mitglieder, ausschließlich zum Wohle ihrer Mitmenschen.

Walsrode ist wohl die letzte Stadt in unserer Provinz, die eine disciplinierte Feuerwehr erhalten hat, alle übrigen Städte, ja viele Flecken und Dörfer sind längst damit vorausgegangen. Nur vom Turn-Verein konnte es hierorts ausgehen, eine Feuerwehr ins Leben zu rufen, da derselbe Corporationsrechte besaß, Garantien bieten konnte und im Stande war, durch ein Gesetz das Zustandekommen des Unternehmens zu sichern. Der Verein hat leider durch Letzteres manches seiner Mitglieder verloren, doch ist er stark genug geblieben, um den großen Gedanken ausführen zu können.

Hoffen wir daher, daß unserer jungen Feuerwehr immer mehr neue würdige Mitglieder zugeführt werden, damit sie im Falle der Gefahr der Aufgabe, die sie sich gestellt, voll und ganz gewachsen ist; komme die gesammte Einwohnerschaft hiesiger Stadt und nächster Umgebung ihr freundlich und opferwillig entgegen, damit den Muthigen die Freude zu Theil wird, daß ihr schwieriges, gefahrvolles Unternehmen die volle Achtung und Würdigung findet!

Ihre Bewährungsprobe hatte die junge Turner-Feuerwehr am 14. Juni 1881 als kurz nach 10 Uhr vormittags ein Feuer in den oberen Lagerräumen der Gebr. Speckhan ausbrach, das sich sehr schnell auf angrenzende Häuser ausbreitete.

Das Walsroder Wochenblatt berichtete noch am gleichen Tag ausführlich über diesen Brand:

Walsrode, 14. Juni (1881, der Verfasser)

Die Bewohner unserer Stadt wurden heute Morgen gleich nach 10 Uhr durch Feuerlärm aus ihrer gewohnten Ruhe geschreckt. Es brannte in den oberen Lagerräumen der Gebr. Speckan. Das Feuer griff so rasch um sich, daß in einigen Minuten auch das unmittelbar daran grenzende S. Seckel´sche Haus, welches zum großen Theile aus Lagerräumen für Wolle und Bettfedern besteht, ebenfalls in hellen Flammen stand. Die aus Fachwerk bestehenden Häuser mit den darin lagernden nicht unbedeutenden Vorräthen boten dem Feuer reiche Nahrung und der herrschende ziemlich frische Nordwestwind trieb die hell auflodernden Flammen nach dem gegenüberliegenden C. W. Grütter´schen und Tischleyer L. Kreye´schen Häusern.

Der Dachstuhl des Grütter´schen Hauses stand bereits in Flammen als die rasch herbeigeeilte hiesige junge Turner-Feuerwehr den Kampf mit dem Elemente aufnahm. Mit besonderer Bravour der Steiger gelang es das Dach des Grütter´schen Hauses zu erklimmen und nach schweren Anstrengungen hatte die Mannschaft den Erfolg, dem Weiterumsichgreifen des Feuers nach dieser Seite hin Einhalt gethan zu haben.

Während der Zeit war die andere Mannschaft mit dem zweiten Schlauch bemüht gemeinsam mit einer städtischen Spritze das nicht minder in Gefahr schwebende Bäcker Kloster´sche Haus zu schützen, welches denn auch gelang. Das L. Kreye´sche Haus hatte auf dem Bodenraum auch bereits Feuer gefangen, welches jedoch noch von einigen Männern schnell wieder gedämpft wurde.

Ebenso rasch wurden brennende Docken des Wüstefeld´schen Hauses, welche durch Flugfeuer entzündet, gelöscht. Das Speckan´sche und das Seckel´sche Haus brannten bis auf dem Grund nieder, während in dem Grütter´schen Hause nur der Dachstuhl zerstört wurde, indeß hat der übrige Theil des Hauses durch Hitze und Wasser so arg gelitten, dass es doch als vollständig vernichtet angesehen werden kann. Nicht unerheblich beschädigt sind auch die Häuser von Kreye und namentlich das Kloster´sche, während einige hinten an der Brandstätte grenzende Gebäude weniger beschädigt sein sollen. Aus dem Speckan´schen und Seckel´schen Hause wurde wenig oder gar nichts gerettet, doch sind beide versichert.

Das heutige Brandunglück hat den Einwohnern gezeigt, wie sehr uns eine Feuerwehr nöthig, wie groß der Dank ist, den wir Denjenigen schulden, die sich trotz der vielen Widerwärtigkeiten in ihren Bestrebungen nicht aufhalten ließen, für unseren Ort ein Institut zu gründen, dessen segensreiche Wirksamkeit heute so recht zu Tage getreten. Hätten wir heute nicht unsere Feuerwehr mit ihren tadellosen Löschgeräthschaften gehabt, welch´ namenloses Brandunglück hätte über unsere Stadt hereinbrechen können? Sie allein war es, die dem Elemente Halt gebot, wenn auch mit Hülfe anderer, da ihre Kräfte an der Spritze nicht für die Dauer ausreichten, die beiden Schläuche fortwährend zu speisen.

Unsere städtischen Spritzen haben keinen Ruhm geerntet, denn der Anbringer war in solcher Verfassung, daß er wohl den Schweiß der Bedienungsmannschaften aber kein Wasser hervorbrachte, weßhalb die Spritzen nicht recht zu wirksamer Thätigkeit kamen, trotz aller Mühe der Bedienungsmannschaften. Unsere Feuerwehr hat ihre erste Probe glänzend bestanden, dieses wurde allgemein anerkannt und haben wir Auftrag, dieser für ihre aufopfernde Thätigkeit öffentlich Dank abzustatten.

Am 15. Oktober 1881 berichtete der Allgemeine Anzeiger (vorher Walsroder Wochenblatt) über den Beschluß des Turnvereins, ab sofort auch Personen in die Feuerwehr aufzunehmen, die nicht Mitglied im Turnverein sind. In der gleichen Ausgabe wurden im Anzeigenteil die neuen Statuten veröffentlicht.

1884 löste sich die Turner-Feuerwehr vom Männer-Turnverein. Dies teilte sie dem Kreishauptmann Hoppenstedt in einem Brief mit:

Walsrode, den 23. April 1884

An den königlichen Kreishauptmann Herrn Geheimen Regierungsrath Hoppenstedt Fallingbostel

Beigehend erlauben wir uns, Euer Hochwohlgeboren unsere neu entworfenen Statuten zur Genehmigung unterthänigst vorzulegen mit der ganz ergebenen Bitte, uns von jetzt ab als eine unabhängige, selbstständige Vereinigung unter dem Namen „Freiwillige Turner-Feuerwehr“ betrachten zu dürfen. (Hervorhebungen vom Verfasser)

Wir dürfen wohl hoffen, in einem Schreiben die Ertheilung der Korporationsrechte für uns zu erhalten, da wir erst auf Grund derselben die s. Z. vom Männerturnverein mit der Stadt eingegangenen Verträge für uns übernehmen können.

Mit vorzüglicher Hochachtung der Vorstand der freiwilligen Turner-Feuerwehr

Dem Schreiben waren die Grundgesetze der Freiwilligen Turner-Feuerwehr zu Walsrode beigefügt. Im Paragraph 2 war die Mitgliedschaft geregelt. Dort war festgehalten:

Die freiwillige Turner-Feuerwehr besteht aus

  • activen Mitgliedern

  • passiven Mitgliedern und

  • Ehrenmitgliedern

1.) Active oder thätige Mitglieder können gesunde und unbescholtene Einwohner der Stadt Walsrode und der Gemeinden Vorbrück und Vorwalsrode, welche das achtzehnte Lebensjahr erreicht haben, werden. In besonderen Fällen kann der Vorstand Ausnahmen eintreten lassen.

Mit Ausnahme der Beinkleider trägt die frw. T. F. gleichmäßige Uniform. (…)

Nachdem es wegen der Statuten noch einen Schriftwechsel zwischen Kreishauptmann und der Freiwilligen Turner-Feuerwehr gegeben hatte, wurden diese vom Kreishauptmann Hoppenstedt am 3. Mai 1884 genehmigt und im Juli 1884 gedruckt und veröffentlicht. Die Feuerwehr behielt den Namen „Turnerfeuerwehr“. Die Verpflichtung, dass jeder Turner auch Feuerwehrmann sein müsse, war aber aufgehoben worden. Die meisten Turner waren jedoch nach wie vor auch Feuerwehrmänner. Von nun an führte man allerdings getrennte Vereinskassen.

In einem Bericht über die Inspektion der Freiwilligen Turner-Feuerwehr zu Walsrode, abgehalten am 26. Mai 1890 durch den Feuerwehr-Verband für die Provinz Hannover, ist der 10. Januar 1880 als Zeit der Gründung unter Ziffer III – Beschreibung der zu inspizierenden Verbands-Feuerwehr - vermerkt. Diese Inspektion wurde übrigens vom Vorstandsmitglied Lorenz Wiegels aus Soltau vorgenommen.

Am 26. und 27. Mai 1890 feiert die Wehr ihr 10-jähriges Bestehen, wozu sie auch den königlichen Landrath, Herrn Heinrichs, einlädt. Die Festordnung sah für den 26. Mai die Schulübung, das Manöver und den Festzug durch die Stadt sowie anschließend einen Ball inklusive Festessen vor. Am 27. war nachmittags wieder ein Ausmarsch zum Festplatz und dort wieder Ball angesetzt.

Der Festzug bewegte sich am ersten Tag von Müllers Hotel über die Neue Straße, Moorstraße, Kirchhofstraße, Lange Straße zur Eckernworth. Am zweiten Tag ging es vom Kirchhof über die Lange Straße zur Eckernworth. Beide Umzüge konnten nach der Genehmigung durch den Landrat wie vorgesehen durchgeführt werden.

Die Berichte im Allgemeinen Anzeiger, der ab 1893 Walsroder Zeitung hieß, waren mit voller Bewunderung und Stolz über die Leistungen der jungen Feuerwehr. Immer wieder wurde darin auch aufgefordert der guten Sache beizutreten.

Am 21. Januar 1893 feierte die Wehr ihr dreizehnjähriges Bestehen. Mittlerweile hatte sich auch das Verhältnis zum Magistrat der Stadt verbessert, denn die Walsroder Zeitung schreibt am 23. Januar 1893 über das Jubiläum:

Die hiesige freiwillige Turner-Feuerwehr feierte am Sonnabend Abend das Fest ihres dreizehnjährigen Bestehens, zu welchem der Magistrat eingeladen war. Der frühere Hauptmann und jetzige Ehrenvorsitzende Rathsherr Holste eröffnete die Versammlung und gab einen kurzen Ueberblick über die Thätigkeit der Wehr. Herr Bürgermeister Rothe hielt darauf eine längere Ansprache, in welcher er seine der städtischen Collegien wohlwollende Gesinnung der Feuerwehr gegenüber ausdrückte und hervorhob, daß alle anderen Vereine, welchen Zweck sie auch verfolgen, doch in der Hauptsache Vergnügungsvereine sind, während die Feuerwehr stets ihre ernste edle Aufgabe verfolge und sich jederzeit zum Dienst der Mitmenschen bereit halte. (…)

Der Vorstand gab seiner Freude über die Ehre des Erscheinens der Herren vom Magistrat Ausdruck und brachte Herrn Bürgermeister Rothe ein Hoch aus. Die Feier verlief ferner in bester Weise und wir sind überzeugt, daß dieser lehr- und genussreiche Abend dazu beitragen wird, das gute Verhältnis zwischen unseren städtischen Behörden und der Feuerwehr zu festigen und die Feuerwehr immer mehr zum Arbeiten an ihrer Vervollkomung anzuspornen, damit sie jederzeit bereit ist, den Erwartungen, welche Magistrat und Bürgerschaft an sie zu stellen berechtigt sind, zu genügen.

„Gott zur Ehr`, dem Nächsten zur Wehr!“

Am 10. Januar 1902 erhielt die Freiwillige Turnerfeuerwehr durch den Landrat aufgrund der Polizeiverordnung vom 27. September 1901 mit Wirkung vom 01. April 1902 die Eigenschaft einer amtlich anerkannten freiwilligen Feuerwehr. Diese amtliche Anerkennung war mit der Polizeiverordnung für die freiwilligen Feuerwehren neu eingeführt worden.

Neben der Freiwilligen Turner-Feuerwehr gab es aber auch in Walsrode weiterhin eine Pflichtfeuerwehr. Die Angehörigen der Pflichtfeuerwehr ergänzten in den Orten mit einer Freiwilligen Feuerwehr, diese mit zusätzlichem Personal oder mit besonderen Abteilungen.

Am 28. Mai 1904 fand eine Versammlung der Turnabteilung der Freiwilligen Turner-Feuerwehr Walsrode statt, auf der beschlossen wurde, sich von der Feuerwehr zu trennen und einen eigenen Turnverein zu gründen (Turnverein Jahn). Einen Tag später fand eine Versammlung der Freiwilligen Turner-Feuerwehr statt, auf der die Turnabteilung der Wehr aufgelöst wurde. Darüber war in der Walsroder Zeitung zu lesen:

In der am Sonnabend abend abgehaltenen Versammlung der Turn-Abteilung der freiwilligen Turnerfeuerwehr wurde der Beschluß gefasst, sich von der Turnerfeuerwehr zu trennen, einen eigenen Turnverein zu gründen und als solcher künftig an den Übungen der städtischen Pflichtfeuerwehr und etwa ausbrechenden Bränden teilzunehmen. Der Turnverein, welcher sich den Namen „Turnverein Jahn“ beigelegt hat, bildet somit eine zweite freiw. Turnerfeuerwehr.

Anmerkung des Verfassers: Tatsächlich war der Turnverein Jahn aber keine zweite Freiwillige Feuerwehr in Walsrode, da dessen Mitglieder lediglich an den Übungen der Pflichtfeuerwehr teilnahmen und keine eigene Wehr gebildet worden ist. Die Freiwillige Turner-Feuerwehr blieb die alleinige Freiwillige Feuerwehr in Walsrode.

Mit Schreiben vom 27. April 1905 lud die Freiwillige Turner-Feuerwehr den Landrat für den 28. Mai 1905 zum 25-jährigen Stiftungsfest ein. Diese Einladung, die auch an alle Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Fallingbostel ging, liegt heute noch mit dem vollständigen Festprogramm vor.

Auf die Jubiläumsfeier der Freiwilligen Turner-Feuerwehr geht die Walsroder Zeitung schon Wochen vorher mit einstimmenden Berichten ein. Gleich nach dem Festsonntag folgte ein ausführlicher Bericht in der Ausgabe von Montag, dem 29. Mai 1905. Die Turner-Feuerwehr selbst hatte in den Tagen vorher mit großen Anzeigen zu diesem Jubiläum eingeladen.

Am 05. Juni 1910 feierte die Wehr auch das 30-jährige Stiftungsfest in großem Rahmen. Eigentlich hätte man demnach 1930 das 50-jährige Jubiläum feiern müssen. Doch zuvor hatte man nun „entdeckt“, dass die Wehr „älter“ sein soll. Nach Meinung des Verfassers, ist dies aus heutiger Sicht nicht mehr länger aufrecht zu erhalten. Es steht fest, dass die Turner-Feuerwehr im Jahr 1928 (bewusst) für älter erklärt wurde. Da es damals noch lebende Gründungsmitglieder von 1880 gab, kann diese „Geschichtskorrektur“ nur von offizieller Seite – vermutlich von Seiten des Bürgermeisters - betrieben worden sein.

Denn nach Ansicht des Verfassers, stammt der alles verändernde Leserbrief in der Walsroder Zeitung vom Bürgermeister, der damit den „Fehler“ des Magistrats früherer Jahre wieder gut machen wollte. Denn es war der Magistrat, der 1871 die Gründung einer Turner-Feuerwehr erschwerte und damit zunächst verhinderte. Die Turner waren ja schon 1871 bereit gewesen, eine freiwillige Wehr zu gründen, wenn ihnen die Geräte, insbesondere eine eigene Spritze zur Verfügung gestellt worden wären.

48 Jahre nach der tatsächlichen Gründung im Jahre 1880 wurde dieser Fehler durch den Bürgermeister kurzerhand „berichtigt“. Diese „Korrektur“ hat sich bis heute ausgewirkt. Im Stadtarchiv Walsrode ist über die tatsächliche Gründung der Feuerwehr 1880 nichts zu finden. Doch andere Archive geben heute noch Auskunft.

Aufgrund der „Geschichtsumschreibung“ wurde nun 1930 offiziell das 60-jährige Stiftungsfest in Verbindung mit dem 11. Kreisfeuerwehrtag gefeiert. Von nun an war dieses Jubiläum Grundlage für alle weiteren Jubiläen der Freiwilligen (Turner) Feuerwehr Walsrode.

Wenn man den Bericht über das Jubiläum in der Walsroder Zeitung vom 19. August 1930 aufmerksam liest, findet man dort zum Schluss die für langjährige Dienste ausgezeichneten Kameraden aufgeführt. Dort fällt auf, dass das älteste Mitglied im Jahr 1880 eingetreten ist. Da niemand mit einem früheren Eintrittsdatum aufgeführt ist, ist auch dies ein Hinweis darauf, dass 1880 das eigentliche Gründungsjahr der Walsroder Wehr war.

Ende 1933 / Anfang 1934 schlossen sich die Freiwillige Turner-Feuerwehr Walsrode und die Freiwillige Feuerwehr Vorbrück zu den Vereinigten Feuerwehren von Walsrode zusammen. Zunächst blieben beide Wehren in dieser Vereinigung noch nebeneinander bestehen. Spätestens im September 1935 wurde daraus die Freiwillige Feuerwehr Walsrode. In Briefen vom 9. September 1935 und vom 11. November 1936 ist im Briefkopf das Wort „Turner“ gestrichen. Mehr dazu unter Freiwillige Feuerwehr Vorbrück – Gegr. 1911. (Siehe Seite 224)

Vielleicht erfolgte die endgültige Zusammenlegung aber auch schon im Sommer 1934. Denn die letzte Anzeige der Freiwilligen Turner-Feuerwehr Walsrode erschien am 27. Juli 1934 in der Walsroder Zeitung.

Darin wird zu einer außerordentlichen Hauptversammlung für Sonnabend, den 28. Juli 1934 eingeladen. Dass sehr kurzfristig eingeladen wurde, erkennt man daran, dass die Tagesordnung erst in der Versammlung bekannt gegeben werden soll. Über diese Versammlung wird in der Zeitung nicht berichtet. So bleibt unsicher, worum es tatsächlich gegangen ist.

Sicher ist nur, dass danach in der Walsroder Zeitung keine Anzeigen mehr erscheinen, mit denen die Wehr zu einer Versammlung einlädt oder zur Teilnahme an einer Übung aufruft.

Die Freiwillige Turner-Feuerwehr Walsrode gehörte 1914 zu den Gründungsmitgliedern des Kreisfeuerwehrverbandes Fallingbostel, denn der 2. Feuerwehrtag sollte 1915 in Walsrode stattfinden. Dieser fiel aber wegen des 1. Weltkrieges aus. So kam es, dass erst der 11. Kreisfeuerwehrtag am 17. August 1930 in Walsrode ausgerichtet wurde (siehe Seite 175).

 

Kontaktdaten

Ortsbrandmeister

Torsten Helberg
Moorstraße 91
29664 Walsrode

 

Tel.:    (01522) 368 32 42
Mail:   

Besucher: 
5010

icon-instagram   icon-facebook

Freiwillige Feuerwehr Walsrode

Feuerwehr_Logo